Josefi-Feier 1932


Folgender Bericht zum Josefifest 1932 findet sich in unserem Archivunterlagen. Verfasser ist Engelbert Aigner

Wer am 19. März, dem Ehrentage des großen Patrons der Männerwelt, den Festzug sah, der sich zum Hauptgottesdienst in die Stiftskirche bewegte, der musste sich sagen, ob er sich freute oder nicht: es gibt noch Männer und Jungmänner, die sich nicht scheuen, offen für ihren Glauben und ihre Treue zur Kirche Ausdruck zu geben. Jeder Gleichschritt kündete den Sinn des Aufmarsches: Katholisch wollen wir sein und bleiben! Im Sonnenlicht des schönen Vorfrühlingstages leuchteten die Farben des Kolpingbanners. Freudig und stolz sei es gesagt: Noch nie marschierten in Berchtesgaden hinter diesem Banner, diesem Zeichen von Einheit, Wille und Macht, so viele Jungmänner als gerade an diesem Josefitag. Und das gerade heute, wo alles auf die Jugend einstürmt, wo so viele um sie werben in dem klaren Bewußtsein, in der Jugend das sichere Unterpfand für die Zukunft von Morgen zu sehen. Und wenn einem die letzten Wochen und Monate in all den Wirren der verständliche Zweifel überkam, wo heute die Jugend wohl stehen mag, der sah am Josefitag 1932, daß gerade diese Zeit der Not, der materiellen wie der seelische, die Fahne Adolf Kolpings imstand ist, eine frische, tatenfrohe, lebensbejahende Jugend anzuziehen und für die Ideale katholischer Erziehungsarbeit zu begeistern vermag. Das öffentlich zu zeigen war Sinn und Zweck des Aufmarsches am Josefitag. Allen aber, die diesmal noch zu den Zuschauern gehörten und Lust bekommen haben, sei zugerufen: Herein in die katholischen Männer- und Jungmännervereine! „Die Fahne hoch, die Reihen geschlossen!“

In früher Morgenstunde ist dieser mehr äußerlichen Kundgebung eine nicht weniger machtvolle, wenn auch stillere vorangegangen: die Generalkommunion des Kathol. Arbeiter-, Gesellen- und männl. Jugendvereins. Ein paar Zahlen sollen hier das Wort haben: Von zurzeit 77 aktiven Mitgliedern des Kathol. Gesellenvereins traten 70 an den Tisch des Herrn. Von den fehlenden 7 waren einige krank, andere als triftig verhindert gemeldet. So war es im Verein mit den beiden anderen anderen Verbänden eine Männerkommunion, wie man sie in Berchtesgaden selten sah, wie man sie hier öfters sehen möchte!

Das levitierte, feierliche Hochamt zu Ehren des Hl. Josef um 1/2 9 Uhr zelebrierte H. H. Dekan Jos. Linhard. Seinen Predigtworten las das Thema: „Die Not der Familie, die soziale Not und die Not der Kirche“ zugrunde. Feierlich stimmte die schöne Mozartmesse in B die Vielen, die die Hallen unseres Münsters zu dieser Stunde füllten.

Nachmittags war eine kurze Josefiandacht im trauten Wallfahrtskirchlein Maria-Gern. Hernach gabs beim Wirt den traditionellen „Schwabenspeck“, fett und mager aber „unterspickt“, wie man sich ihn eben wünschte.

Am Abend füllte sich der Kronensaal bis zum letzten Platz zur Namenstagsfeier unseres Pfarrvorstandes, Hochw. Herr Dekan Josef Linhard. Ein echter Pfarrfamilienabend! Markt und Land, Alt und Jung kam herbeigeeilt, um bei der Ehrung seines Pfarrherrn dabei zu sein. Die Begrüßung durch den Vorstand des Kath. Gesellenvereins, Herrn Jakob Gramiller, war mehr als eine bloße Eröffnungssache; es war ein Gelöbnis des Treue zur Kirche, zum Pfarrherrn, im Namen aller seiner Kolpingsbrüder. Der kleine Zimbauer entledigte sich schneidig eines poetischen Gratulationsgrußes. Dann folgte das dem Inhalt nach wohl den meisten schon bekannt Theaterstück: „Der Hauptmann von Köpenick“

Zum Beitragsbild: Es stammt aus der Zeit zwischen 1928 und 1933, in der vorderen Reihe findet sich Reichenwallner 4. v. links)

hinter Reihe Gruber Alois, 1.v. links, Dekan Linhard, Kapl.: Joseph Veit

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